Eine Mahnwache mit politischer Dringlichkeit
Am Montag, 9. Dezember, haben die AG Frauen / Feminismus der SP Winterthur und die JuSo Winti in der Marktgasse ein stilles, aber unübersehbares Zeichen gesetzt: 27 Stühle für die 27 Opfer von Femiziden im Jahr 2025 in der Schweiz. Drei Stunden lang standen die leeren Stühle, begleitet von Kerzen und Silhouetten, mitten im öffentlichen Raum. Ein Mahnmal, das nicht übersehen werden konnte.
Viele Passant:innen blieben stehen. Manche nur kurz, andere lange. Es wurde gelesen, gefragt, diskutiert, geschwiegen. Die Stimmung war eindringlich und schwer, gleichzeitig aber auch von Solidarität untereinander getragen. Der Abend zeigte, wie gross die Betroffenheit ist – und wie notwendig es ist, über geschlechterspezifische Gewalt zu sprechen. Die Aktion war Teil der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, einer Kampagne, die weltweit in 187 Ländern stattfindet und deutlich macht: Gewalt ist nicht individuelles Schicksal, sondern ein strukturelles Problem.
Femizide sind keine Einzelfälle. Gewalt an Frauen wird von Männern verübt. Sie ist Ausdruck von Macht, Besitzdenken und tief verankerten Ungleichheiten. Umso unverständlicher und empörender ist der politische Entscheid, der am selben Tag im Nationalrat fiel: Die Ablehnung von einer zusätzlichen Million Franken für Massnahmen gegen geschlechterspezifische Gewalt. Während wir der Toten gedenken, wird auf nationaler Ebene bei der Prävention, beim Schutz und bei der Unterstützung gespart. Das ist ein fatales Signal.
Für uns als SP ist klar: Es braucht mehr Prävention statt weniger, mehr Investitionen in Beratungsstellen, Frauenhäuser, Täterarbeit, Bildung und Sensibilisierung. Es braucht eine Justiz, die schützt, und nicht den Opfern eine Mitschuld auferlegt. Es braucht eine Politik, die Gewalt nicht hin- sondern ernst nimmt und auch in den Budgetdebatten priorisiert. Und es braucht Männer, die Verantwortung übernehmen, hinschauen, eingreifen, es braucht uns alle, um politisch richtig zu entscheiden.
Die 27 leeren Stühle in der Marktgasse stehen für Leben, die ausgelöscht wurden. Sie stehen aber auch für unseren gesellschaftlichen Auftrag: nicht nachzulassen. Nicht zu schweigen. Nicht zu akzeptieren, dass Gewalt gegen FINTA-Personen als Randthema behandelt wird.
Wir danken allen, die stehen geblieben sind, zugehört haben, Fragen gestellt oder einfach still mit uns innegehalten haben. Der Kampf gegen geschlechterspezifische Gewalt endet nicht nach 16 Tagen – er beginnt jeden Tag aufs Neue.