Auf Einladung der SP Töss trafen sich am 17. Mai 2025 rund ein Dutzend interessierte Personen zu einer Führung über das Vitus-Areal. Begleitet wurden sie vom verantwortlichen Arealentwickler der Eigentümerin Allreal Thomas Eberle. Nach einer Einführung in die historische Entwicklung des Grundstückes durch Matthias Erzinger ging es auf einen spannenden Rundgang, bei dem sonst verschlossene Türen geöffnet wurden und neue Ein- und Ausblicke möglich waren.
Besonders deutlich wurde dabei: Der Mindset auf dem Areal hat sich mit dem Besitzwechsel zu Allreal grundlegend verändert. Während früher eher zurückhaltend agiert wurde, zeigt sich die neue Eigentümerin offen für Themen wie Nachhaltigkeit, urbane Belebung und Durchlässigkeit. Ziel ist es, ein lebendiges, zugängliches Areal zu schaffen, das sich positiv auf das umliegende Quartier auswirkt.
Ein erstes sichtbares Zeichen dieser Neuausrichtung ist die geplante Entsiegelung eines rund 80 Meter langen und fünf Meter breiten Grünstreifens ab dem Brunnen – ein Beitrag zur Begrünung und Verbesserung des Mikroklimas. Auch die Öffnung der Zugänge zum Areal ist ein wichtiges Signal: Ab August 2025, wenn die Textilfachhochschule mit rund 300 Studierenden einzieht, soll das Tor an der Auwiesenstrasse direkt am Tössufer rund um die Uhr geöffnet sein. So wird ein Spaziergang entlang der Töss bis zur Bushaltestelle möglich.
Ein weiteres Beispiel für die angestrebte Durchmischung ist die Möglichkeit, die ehemaligen Feuerwehrboxen günstig – ab CHF 50 pro Tag – für niederschwellige Angebote und Pop-Up-Konzepte zu mieten. Die Allreal zeigt sich offen für kreative, quartierbezogene Nutzungen und lehnt zugleich Anfragen ab, die nicht zur gewünschten Belebung beitragen – etwa ein Serverzentrum mit 8’000 m² Fläche und nur zwei Arbeitsplätzen. Stattdessen sucht man gezielt nach sogenannten „Ankermietern“ die ins Gesamtkonzept passen.
Bereits fix für die nächsten 10 Jahre vermietet sind die grossen Hallen beim Portierhäuschen an der Klosterstrasse, an die Tanner AG, Sulzer Chem Tech sowie deren Spin-Off „Worn Again“ welche sich auf Kreislaufwirtschaft von Baumwollfasern konzentriert. Auch die Sekundarschule Rosenau wird das Areal künftig mit Leben füllen: Ab August 2025 sollen im Hauptgebäude drei bis vier Klassenzimmer eingerichtet werden, zumindest bis der Ausbau des Schulhauses ab 2035 beginnen soll.
Laut Allreal soll ein Detailhändler einziehen, „wo sich ganz Winterthur drauf freut“ so Eberle, ebenso wie eine grössere Firma, die ihren Schweizer Hauptsitz mit rund 700 Arbeitsplätzen nach Winterthur verlegen will.
Bei aller Aufbruchsstimmung gibt es auch kritische Punkte: So sollen weiterhin rund 550 Parkplätze oberirdisch bestehen bleiben – ein Aspekt, der aus Sicht der SP Töss nur schwer mit einem zukunftsfähigen, nachhaltigen Areal vereinbar ist. Hoffnung macht hingegen die geplante Stilllegung des alten Heizöltanks mit einem Fassungsvermögen von 160’000 Litern sowie die angestrebte Umstellung auf Solarenergie – Zeichen dafür, dass die Allreal durchaus bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.
Die Allreal, so merkt man, macht Pläne in Dekaden, also jeweils für 10 Jahre. Der östliche ans Schulhaus Rosenau angrenzende Teil sei “billig und zweckmässig” gebaut worden und sei asbestbelastet. Hier dürfte die erste grössere Entwicklung stattfinden. Die geltende Zonenordnung erlaubt eine fast doppelte Ausnutzung, was der Allreal zahlreiche Optionen eröffnet. Ob diese auch dem Quartier zugutekommen, ist derzeit noch offen.
Fest steht: Die Allreal ist gesprächsbereit und steht im regelmässigen Austausch mit der Stadt und dem House of Winterthur. Auch wir von der SP Töss bringen uns aktiv ein – mit dem Ziel, dass auf dem Areal nicht nur kommerzielle Projekte, sondern auch niederschwellige und quartierfreundliche Angebote Platz finden. Interessierte mit Ideen oder Engagement sind herzlich eingeladen, sich beim Vorstand zu melden.
Rolf Räth für die SP Töss
Mai 2025
